Musik ist die Liebe auf der Suche nach einem Wort.
Sidney Lanier

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Streichquartett

Aus dem Programm zum Konzert mit Gidon Kremer und der Kremerata Musica am 14.4.2004 im Konzerthaus Dortmund:

„Im Leben jeden Künstlers gibt es Perioden, in denen er seine geheimsten Gedanken nur mit wenigen Freunden teilen möchte. Ich meine nicht nur seine direkten Freunde, sondern auch ihm unbekannte Menschen, deren Herzen für seine Offenbarungen bereit sind (Menschen aus allen Winkeln der Erde, ohne Unterschied der Rasse oder Hautfarbe). Dafür braucht man weder einen großen Chor noch ein Orchester, keine großen Säle oder Theater – dazu braucht es nur eine kleine Gruppe von Musikern und einen kleinen Raum; etwa ein normales Wohnzimmer ist dazu ausreichend.“

Dies schrieb 1966 anlässlich des sechzigsten Geburtstags von Dmitri Schostakowitsch (1906-1975) der Komponistenkollege Benjamin Britten. So verschieden die beiden in Naturell und Musik waren, so sehr schätzten sie einander, und besonders in einem Punkt trafen sich ihre Einstellungen: In der Liebe zur Kammermusik, die für den sowjetischen Komponisten Schostakowitsch eine Zuflucht ins Private war, in die künstlerische Freiheit von politischen Zwängen.

Nicht umsonst steht neben dem 13. Streichquartett op. 138 ein Werk wie der Marsch der sowjetischen Miliz für Blasorchester op. 139, den der Komponist sicherlich nicht aus purem Enthusiasmus schrieb. Die Kammermusik dagegen fand nicht annähernd so großes Interesse seitens offizieller Stellen und bot daher für Schostakowitsch die Möglichkeit freierer Entfaltung.

Es trifft sich, dass die Kammermusik traditionell eher persönlichen Werken vorbehalten war als großen Gesinnungskundgebungen; ihrem Namen gemäß ist sie für einen kleinen Rahmen ausgelegt und eignet sich für leise Töne besser als für laute. Wie Benjamin Britten es beschreibt, finden sich in einem solchen kleinen Rahmen gern Menschen zusammen, die einander etwas zu sagen haben; die Chance, von Gleichgesinnten umgeben zu sein, ist wesentlich größer als in einer  anonymen Menschenmenge.

Kaja Engel Copyright©2004